Montag, 19. Dezember 2016

Grindhouse Lounge: Video World - The Destructer





UK – 1978
Originaltitel: Prey
AKA: „The Destructor“, „Alien Prey“

Heute bei Schwiegertochter Gesucht: Die zwei lustig lethargischen Landlesben Jessica und Joe, die in den britische Backwoods, fernab von jeder Zivilisation, in einem großen Anwesen, vor sich hin lesben und, seit Kurzem, in einer ausgewachsenen Beziehungskriese stecken, weil es dem lebenslustigen und bi-neugierigen sexy Wildfang Jessica unbedingt in die Welt hinaus zieht, während die gluckenhafte Joesephine (die, neben einem hässlichen Pisspot-Bubikopf, auch an 365 Tagen in Jahr unter PMS und massiver Pimmel-Allergie leidet) mit ihrer Geliebten lieber in wohliger Zweisamkeit bleiben würde, und dafür auch bereit ist über Leichen zu gehen.
Zu allem Überfluss kommt dann auch noch der mysteriöse, adrett-großgewachsene und irgendwie leicht depperte Anders Anderson aus dem Wald gestolpert und wird sogleich von der nach Abwechslung dürstenden Jessica zum Verweilen als Hausgast eingeladen; was Kratzbürste Joe natürlich anständig auf die Palme bringt.
Dabei ahnen die vaginaliebenden Vegetarierinnen nicht, dass der seltsame Anderson in Wirklichkeit Krato heißt und Undercover-Kundschafter einer Alien-Rasse ist, dessen Auftrag es ist, auf Erden nach einer neuen Proteinquelle für sein Volk zu suchen und es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis er sich durch die Nahrungskette (heißt: Alles Getier in der Gegend) bis zum Menschenfleisch hochgefressen hat.
Oder wird am Ende doch noch die Liebe siegen?

Es gibt Filme, die unterhalten. Es gibt Filme, die bewegen. Es gibt Filme, die erschrecken, oder schocken.
…Und dann gibt es noch Filme, bei denen man sich fragt, ob man in einem früheren Leben, am Holocaust, der Versklavung der Schwarzen, oder der Vertreibung der Indianer beteiligt war, weil man sich diesen auf Zelluloid gepresste Fotzenpickel in voller Länge anschauen muss, ohne dass selbst große Mengen des sonst so heilsamen Bruders Alkohol helfen.
Und jetzt darf mal munter drauf losgeraten werden, zu welcher Sorte von Film der hier besprochene und vom deutschen Verleih in den reißerischer klingenden „The Destructor / Destructer“ umgetaufte „Prey“ gehört.

Ne, bringen wir es hier gleich, absolut unmissverständlich auf den Punkt: Sich die Klöten mit einer zusammengerollten Ausgabe der „Emma“ verkloppen zu lassen, oder ein Date mit Carolin Kebekus, können kaum schmerzhafter und entmannender sein, als sich dieses, in gerade mal zehn Tagen abgedrehte, bizarr-bekloppte Stück britischen 70er-Lesbenkinos anzuschauen; was „Alien Prey“, selbst für eingefleischte Trash-Addicts zur Königsdisziplin in Sachen Zelluloid-Masochismus macht.


„…Wieso? Weil er den Papagei lieber hat, als Pflanzen? So seltsam ist das für Männer nicht.“ - Joe

Dabei hätte der Film sogar alle Voraussetzungen für eine anständige Trash-Granate: Halbwegs attraktive Lesben, inklusive Lesbensex (also Titten!), bescheuerte Handlungsweise und grandios hohle Dialoge, dass einem die Grütze aus der Nase schießt, ein dusseliger Alien, mit lächerlicher Katzenschnute, der alles wegknuspert, was nen Puls hat und sich von den Damen sogar in einen Transenfummel stecken lässt, und der in Sachen Sleaz eigentlich heimische und durchaus fähige Norman J. Warren (u.a. „Sklavin des Satans“, „Samen des Bösen“) als Regisseur.

Doch a) reichte die Handlung im Skript nicht, um einen ganzen Film zu füllen, weshalb J. Warren alles möglichst tranig und langsam inszenierte, um die Laufzeit voll zu bekommen und b) sollte „The Destructer“ wohl mehr spannungslastiger Thriller, als Explotationer sein, was aber aufgrund seiner chronischen Doofheit und der unsympathischen Figuren nun überhaupt nicht funktionieren will, weshalb der Schinken vor allen Dingen eins ist; und zwar stinklangweilig.

Zudem sind Schauwerte wirklich rar gesät. So sind die wenigen Morde sehr unspektakulär und nicht sonderlich blutig (in der deutschen Fassung sogar noch nen Tick weniger) und die zwei (Soft-)Sex-Szenen auf typisch einschläfernden 70er-Jahre-David-Hamilton-Niveau (David Hamilton war der Fickerchen-Filmemacher, der immer seine Kameralinsen mit Butter eingeschmiert hat, liebe Kinder). 


Die Einzige wirklich interessante, aber auch nicht minderbescheuerte Szene, ist die in Zeitlupe gedrehte Sequenz, in der unser Lesbenpärchen dem vom ersaufen bedrohten Krato aus einem Schlammtümpel retten muss, weil der Alien-Tölpel keine Ahnung hatte, was Wasser ist und dass man in der Plürre ertrinken kann.
Gedreht wurde die Szene übrigens nur deswegen in Zeitlupe, weil der Bach so gestunken haben soll, dass J. Warren seinen Darstellern das Baden darin nur möglichst kurz zumuten wollte und dabei trotzdem möglichst viel Laufzeit-Material fertig kriegen wollte.



Das änderte übrigens nichts daran, dass Barry Stokes („Enemy Mine“, „Fanny Hill“ u.v.m.), Sally Faulkner („The Deadly Females“, „Vampyres“ u.v.m) und die sehr zeigefreudige Glory Annen (u.a. „Justine – Grausame Leidenschaften“, „Felicity – Sündige Versuchung“) sofort nach dem Dreh eine Tetanus-Spritze nötig hatten.

„Ich habe festgestellt, dass der Mensch stark proteinhaltig ist. Und er ist ein leichte Beute.“ – Krato per Funk ans Mutterschiff

Zusammengefasst: Ein filmgewordener, stinklangweiliger, käsiger Mösenfurz, den nur die härtesten, nippelgepiercten Trash-Allesgucker einen Unterhaltungswert abgewinnen können.   


Zensurhintergründe:
Der Film wurde in Deutschlland auf VHS nur in einer leicht zensierten FSK:ab16-Fassung veröffentlicht, welche offenbar auch für alle späteren DVD-Veröffentlichungen übernommen wurde.
Der Pay-TV Sender 13th Street sendet bei der Erstausstrahlung (wohl versehentlich) eine unzensierte Fassung, welche bei weiteren Ausstrahlungen aber gegen die reguläre 16er-Fassung ausgetauscht wurde.
Weitere unzensierte Veröffentlichungen sind nicht bekannt.



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